WS 2020/21
Workshop
Religion und Migration:
Das Sakrale und seine Transgressionen in Kunst und Ästhetik
DFG-Netzwerk
Entangled Histories of Art and Migration: Forms, Visibilities, Agents
3.–4. Dezember 2020
Universität Duisburg-Essen, Institut für Kunst und Kunstwissenschaft
Online
Organisation: Gabriele Genge, Alma-Elisa Kittner, Franziska Koch, Kerstin Meincke, Birgit
Mersmann, Mona Schieren, Angela Stercken
Der dritte Workshop im Rahmen des DFG-Netzwerks Entangled Histories of Art and Migration: Forms, Visibilities, Agents hat zum Ziel, spezifische Ansätze und Arbeitsergebnisse der im Rahmen der Netzwerkaktivitäten durchgeführten Forschungen unter dem Blickwinkel eines neuen und aktuellen Themenfeldes interdisziplinär zu diskutieren.
Die Untersuchung von Migration im Kontext aktueller Gesellschaften, das Aushandeln von kulturellen Praktiken bzw. Prozessen der Teilhabe und ihrer sinnlichen Wahrnehmbarkeit bringen unweigerlich auch das Sprechen über Religionen ins Spiel. Einerseits scheint Religion in der Gegenwart als normatives System, als metaphysische Überhöhung ästhetischer Wahrnehmung und als sinnstiftende Komponente kaum noch tragfähig zu sein. Andererseits zeichnen sich in der Migrationsgesellschaft starke Tendenzen zu einer Politisierung und Ideologisierung sakraler Praktiken ab, die nicht immer im Konzept der Religion zu fassen sind. In privatisierten Formen der Fremderfahrung scheint ein verfügbares implizites Wissen auf, das als affektives Instrument der Selbstbehauptung und kollektiver Emphase vertraute „säkulare“ Grenzziehungen zwischen Religion, Natur und Kultur überschreitet, bis hin zu transkulturellen Denkfiguren, wie sie u.a. im Totemismus formuliert werden. Das Sakrale manifestiert sich als ein „bipolares Sakrales“ (Durkheim), das gemeinschaftliche Bindungen stiftet, die heilvoll und unheilvoll wirken können: So steht die Sakralisierung eines friedlichen Miteinanders der Sakralisierung von Gewalt gegenüber.
Abseits von institutionellen Regimen und öffentlichen Kontexten finden Appropriationen des Religiösen insbesondere im Feld einer breitgefächerten sakralen Bild- und Raumpolitik statt, die
künstlerische Phänomene umfasst, auf diese zurückwirkt, kollektive Traditionslinien und ambivalente Natur- bzw. Geschichtsauffassungen erzeugt. Dabei ist der Kontext von Migration
offenkundig virulent, Begriffe wie Diaspora, Ethnizität und Hybridität beinhalten sakrale Prägungen und adressieren religiöse Kollektive.
Der Workshop möchte jener Verknüpfung von Migration, Religion und Kultur von der Moderne bis zur Gegenwart nachgehen, mit der Frage, inwieweit sich darin künstlerische Konzepte des Sakralen
ausmachen lassen, die auf transkulturellen Praktiken und Medien fußen. Dies soll in zwei Themenblöcken geschehen:
Transdisziplinäre Theorien, Praktiken und Konzepte einer ästhetischen Phänomenologie des Sakralen
Alteritätsdiskurse und Problemfelder des Sakralen im Kontext politischer Konflikte